Geschichte der Gnadenkirche

Führende Familien der Papiermacherzunft prägten im 18. Jahrhundert den Ort und die evangelische Kirchengemeinde. Die Gläubigen errichteten mit der Gnadenkirche das erste evangelische Gotteshaus in Bergisch Gladbach.

1770 „Ohngefähr 16 Haushaltungen und etlicher 70 Seelen“ bitten Preußenkönig Friedrich den Großen um „öffentliche Religionsausübung mit allen Pfarrechten“ und „Erbauung einer reformierten Kirche nebst Beruf und Unterhaltung der Prediger“.
Infos zur damaligen Situation und Gründe für die Bitte!

29.08.1775 Dekret des Landesfürsten Herzog Carl-Theodor von Berg über die Gründung der ersten reformierten Gemeinde in Bergisch Gladbach, zu der vermögende Papierfabrikanten gehören. Gottesdienste gibt es vorerst im Saal der „Gohrischen Papier-Mühle“.

1776 Der Bau der Kirche beginnt an der Hauptstraße nach Plänen des kurkölnischen Baumeisters Leydtel aus Poppelsdorf.

1776 Die Evangelische Grundschule wird gegründet. Unterricht zunächst im Lehrerfachwerkhaus auf dem Quirlsberg.

12.10.1777 Einweihung der Gnadenkirche. Einrichtung des Friedhofs neben der Kirche.

21.12.1787 Der Landesherr gibt die Erlaubnis für „Thurm und Glokken“.

1788 Errichtung des Glockenturms an der Südseite mit zwei Glocken à 400 und 250 Kilogramm.

1798 Einbau der ersten (gebrauchten) Orgel, dafür Bau der Orgelempore im Turmgeviert (darunter im  „Parterre“ Altar in Turmnische)1827 Einbau einer neuen, gebrauchten Orgel 1870 Inbetriebnahme des neuen Friedhofs auf dem Quirlsberg

1891 Drei neue Glocken (Fis – die Liebe – 595 Kilogramm, Gis – der Glaube – 424 Kilogramm, Ais – die Hoffnung – 300 Kilogramm) ersetzen die bisherigen Glocken

1898/99 Teilweiser Abriss und Vergrößerung der Gnadenkirche nach Plänen des Baurats Otto March aus Charlottenburg. Der Kirchenbau erhält seine heutige Außengestalt. Umbau der Orgel.1899 Baubeginn des neuen (heutigen) Pfarrhauses (bis dahin wohnte der Pfarrer im Kirchenanbau, dem heutigen Küsterhaus)

1900 Die Papierfabrikanten-Brüder Hans und Richard Zanders stiften der Kirche je ein Fenster.1900 Eine Gemeindepflegestation zieht ins Pfarrhaus Quirlsberg.

1. Juli 1917 Abschiedsgeläut der drei Bronze-Glocken, von denen die zwei größten für Kriegszwecke in Kall/ Eifel eingeschmolzen werden (die dritte wird für die neuen Glocken in Zahlung gegeben)

23. Januar 1921 Zwei neugegossene Glocken aus Stahl werden zur dritten, alten aufgezogen.

1900 Die Papierfabrikanten-Brüder Hans und Richard Zanders stiften der Kirche je ein Fenster.1900 Eine Gemeindepflegestation zieht ins Pfarrhaus Quirlsberg.

1. Juli 1917 Abschiedsgeläut der drei Bronze-Glocken, von denen die zwei größten für Kriegszwecke in Kall/ Eifel eingeschmolzen werden (die dritte wird für die neuen Glocken in Zahlung gegeben)

23. Januar 1921 Zwei neugegossene Glocken aus Stahl werden zur dritten, alten aufgezogen.

1928 Eröffnung des „Wohlfahrtshauses“ (Keimzelle der heutigen Ev. Krankenhaus gGmbH)

1948 Bau des Rehseheims an der Gnadenkirche (Abriss 1999)1951/52 Restaurierung der Kirche, Umzug der generalüberholten Orgel vom Kirchturmgeviert auf die vergrößerte Empore über dem Portal. Das Kircheninnere erhält das heutige Gesicht

1956 Bau des Gemeindehauses, Quirlsberg 8 (1998 an die Ev. Krankenhaus gGmbH verkauft)

1968 Einweihung des Kindergartens, Quirlsberg 6 (heutige Kita Quirl)

1972/73 Restaurierung der Kirche.

1974 Einweihung des Alten- und Pflegeheims An der Jüch (heute Helmut-Hochstetter-Haus, gehört der Ev. Krankenhaus gGmbH)

1975 Einbau der ersten brandneuen Orgel.

1975 Einweihung des Seniorenwohnheims Quirlsberg 3 (gehört der Ev. Krankenhaus gGmbH)

1990 Der alte Friedhof neben der Kirche wird unter Denkmalschutz gestellt.

7. Oktober 1992 Die Gnadenkirche wird als Denkmal eingetragen.

1994 Renate Zanders, Patriarchin der Papierfabrikantenfamilie, stiftet der Kirche zwei Fenster.

1997 Verkauf des bisherigen Gemeindehauses auf dem Quirlsberg an die Evangelische Krankenhaus gGmbH

1997 Kauf der Gaststätte „Schmidt am Dom“ (jetzt „Quirl’s“) neben der Kirche an der Hauptstraße

1998 Übernahme des Jugendzentrums auf dem Quirlsberg vom AKSM, neuer Name: Q1 Jugend-Kulturzentrum

1999 Konfirmand*innen fertigen für den Altarraum ein neues Kreuz aus Metall.1999 Abriss des Rehseheims

2000 Baubeginn des neuen großen Gemeindesaals

2001 Einbau einer Funkuhr fürs Geläut

2001 Der Klöppel der kleinen Glocke bricht, ein neuer wird geschmiedet. April 2002 Einweihung des neuen Gemeindesaals (neue Küche im Oktober 2003)

2009 Renovierung der Kita Quirl

Ostern 2009 Neue Akustik-Anlage und Sitzpolster für die Kirche

September 2009 bis Januar 2010 Außensanierung der Gnadenkirche

September 2012 bis Dezember 2012 Sanierung des Innenraums der Gnadenkirche inklusive Einbau einer Belüftungsanlage

Juni 2013 Renovierung der Hammer-Orgel und Einbau einer neuen Steuerungsanlage

Juni 2013 Umgestaltung des Gemeindesaals zum Chill-out-Angebot „Engel am Dom“

Pfarrer der Gnadenkirche

Heute ist Thomas Werner Pfarrer an der Gnadenkirche.

Vor ihm waren seit dem 18. Jahrhundert folgende Männer im Dienst (in Klammern ihre Amtszeiten):
Johann Peter Bornemann (1778-1789)
Moritz Joh. Heinrich Backhaus (1789-1806, ging als Professor nach Marburg)
Peter Jakob Momm (1806-1816)
Johann Wilhelm Hombach (1816-1824)
Joh. Friedrich Karl Maass (1825-1828, später in Neuwied, Präses der Provinzialsynode)
Georg Friedrich Krebs (1828-1841)
Hermann Robert Berg (1841-1847)
Joh. Heinrich Schumacher (1847-1849)
Karl Ludwig Schweizer (1850-1856)
Paul H. Ludwig Schütz (1857-1861)
Karl Wilhelm Vigelius (1862-1864, verzichtete auf das Pfarramt)
Karl Georg Dörrien (1865-1892)
Ludwig Rehse (1892-1922, auch Superintendent des Kirchenkreises Köln)
Gottfried Röttgen (1922-1935)
Hellmuth Gerlich (1936-1946)
Dr.Dr. Helmut Hochstetter (1945 bzw. 1947-1978)
Friedhelm Gensichen (1983-1985)
Dr. Christoph Schneider-Harprecht (1988-1991)
Thomas Werner (seit 1992)


Details zur Gründung der Gemeinde

Situation vor der Gemeinde-Gründung:
Zu Luthers Reformationszeit gab es bereits erste protestantische Christen in Bergisch Gladbach. Über lange Zeiträume bemühten sie sich immer wieder um eine eigenen Gemeinde.
Als Minderheit unter einem katholischen Landesfürsten war dies rund 250 Jahre lang unmöglich.

Gottesdienstbesuch, Taufen, Hochzeiten, Konfirmandenunterricht und Beerdigungen waren nur in den evangelischen Gemeinden (Kürten-)Delling und (Köln-)Mülheim möglich.
Das bedeutete jedes Mal drei Stunden Fußweg. Oder ein Pfarrer aus Mülheim musste anreisen.

Die Bitte um Gemeinde-Gründung
1770 schrieben „ohngefähr 16 Haushaltungen und etlicher 70 Seelen“ an den Preußenkönig Friedrich den Großen, um erneut um „öffentliche Religionsausübung mit allen Pfarrechten“ und „Erbauung einer reformierten Kirche nebst Beruf und Unterhaltung der Prediger“.zu bitten. Unter ihnen die Papierfabrikanten Schnabel und Fues.

Die Gemeinde-Gründung
Der protestantische Preußenkönig fühlte sich als Schirmherr der Evangelischen im katholischen Herzogtum Berg. Aber nur ein politischer Kuhhandel machte die Gründung der Ev. Kirchengemeinde Bergisch Gladbach möglich:
Weil die Preußen eine katholische Gemeinde am Niederrhein zugelassen hatten, willigte der Herzog von Berg in die Gründung der protestantischen Gemeinde an der Strunde ein.

Die Gründung der Ev. Kirchengemeinde Bergisch Gladbach war mit der Urkunde aus „Duhseldorff“ vom 29. August 1775 perfekt. Ausgefertigt von Landesherr Herzog Carl-Theodor von Berg, dem Kurfürsten von Bayern.
Die Urkunde sicherte den „Reformirten zu Gladbach und Tombach“ das „publicum religionis exercitium“ zu. Und das Recht zum Kirchenbau – „jedoch ohne Thurn und Glocken“.

Die Frage der Glocken
Fürs Glockengeläut reichte das Verständnis der umwohnenden Katholiken nicht.
Der Tiefpunkt der ökumenischen Beziehungen war damals erreicht. Zum Beispiel war das Klappern der Papiermühlen (deren Eigentümer Protestanten waren) den Katholiken bei ihren Fronleichnamsprozessionen immer ein Ärgernis. Vor allem am Kreuz am Paasweg. Dies hatte 1750 sogar zu einem Rechtsstreit mit gewaltigen Emotionen geführt.
Die „Turn und Glokken Freiheit“ erhielt die Gemeinde erst im Mai 1787 durch landesherrliches Dekret.
1788 wurde der Glockenturm, 1789 das Geläut geweiht.

Der Gemeinde-Start
Die 1775 neu gegründete Kirchengemeinde Bergisch Gladbach gab sich einen provisorischen Vorstand: unter anderem mit den Papierfabrikanten Schnabel und Fues sowie dem Bensberger Amtsjäger Kaesmann.
Die ersten kirchlichen Versammlungen fanden im Saal der „Gohrischen Papier-Mühle“ statt.
Die Pfarrer kamen zunächst aus Delling, Oberkassel und Elberfeld. Aber auch Schulmeister lasen oft eine Predigt vor und leiteten den Gesang der Gemeinde. Wer einen Gottesdienst hielt, bekam an seinen Wohnort einen Boten mit Reitpferd geschickt. Genauso sorgte die Gemeinde für die Heimreise.
Erst 1778 ist mit Johann Peter Bornemann der erste eigene Pfarrer der Gnadenkirche verbrieft.
Weitere Pfarrer: Namensliste

 

Glocken-Geschichte
Ein Zeitungsartikel

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